Kleine Geschichte des Handwerks
Die Geschichte des Handwerks ist beinahe genauso alt wie der Mensch. Als unsere Vorfahren zu Urzeiten damit begannen, Speerspitzen aus Stein und später aus anderen Materialien zu fertigen, war das eine der frühesten Formen der handwerk-lichen Fertigung.
Was folgte, waren unterschiedliche Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände, die der Menschheit dabei halfen, sich zu dem zu entwickeln, was sie heute ist. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Handwerksberufe hinzu, die stark spezialisiert waren und wahre Experten hervorbrachten. Noch heute sind Handwerker Meister auf ihrem Gebiet und zum Teil hochgradig spezialisiert. Während der Steinzeitmensch über rudimentäres Wissen verfügte und eine Vielzahl von einfachen Gegenständen mit eigenen Händen herstellen konnte, kann im Lauf der Handwerksgeschichte beobachtet werden, wie die Berufe immer schärfer voneinander getrennt und professionalisiert wurden. Mit dieser Differenzierung stiegen selbstverständlich auch Qualität und Quantität der gefertigten Güter.
Ein anderer Faktor, der die Entwicklung der Handwerksberufe vorangetrieben hat, war die Entstehung der Landwirtschaft. Während ein Teil der Bevölkerung auf den Feldern stand, Samen gesät und die Ernte eingeholt hat, war der andere damit beschäftigt, die benötigten Gerätschaften hierfür herzustellen. Hierher rührt es auch, dass der Grossteil der professionellen Handwerke in den Städten angesiedelt war.
In einigen Städten im antiken Griechenland wurden Handwerker verachtet, da sie im Haus arbeiteten und somit ihre Arbeit der weiblichen Hausarbeit gleichgesetzt wurde. In einigen Stadtstaaten war es Handwerkern verboten, im Kriegsfall die Stadt zu verteidigen, da sie als verweichlicht galten. Für einige Zeitgenossen standen sie kaum über den Sklaven! In anderen Städten waren aber Handwerker durchaus geachtet wegen ihrer unverzichtbaren Arbeit.
Im Alten Rom genossen Schuster oder Töpfer grosses Ansehen, da jedermann auf ihre Dienste angewiesen war. Weniger populär waren Gerber oder Wäscher, die mit Urin arbeiteten, weshalb es an ihren Arbeitsplätzen sehr unangenehm roch.
Ähnliche Thematik: Pecunia non olet («Geld stinkt nicht») siehe Wikipedia.
Mit den zahlreichen Städtegründungen im Hoch- und Spätmittelalter begann die Blütezeit des Handwerks. Die vielen Einwohner und Handelsleute sorgten für eine rege Nachfrage. Viele Handwerker boten ihre Produkte auf einem Brett (Laden) vor dem Fenster ihrer Werkstatt an. Wenn sie abends das Brett nach oben klappten, war der Laden geschlossen.
In vielen Städten schlossen sich die Handwerker aus ähnlichen Berufen zu Zünften zusammen. Diese kontrollierten nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität: Keiner durfte mehr produzieren als die anderen, damit es ein Auskommen für alle gab. Dieser soziale Gedanke brachte es aber auch mit sich, dass kaum Konkurrenz bestand und technische Verbesserungen nicht möglich waren, solange nicht alle gleichmässig davon profitierten.
Der Beruf der Schmiede stand überall in hohem Ansehen.
Der Wandel der Zeit führte jedoch nicht nur dazu, dass neue Handwerke entstanden, sondern auch dazu, dass andere wieder verschwanden. Fortschritt, gesellschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Veränderungen, Industrialisierung und neuerdings auch Digitalisierung sorgten und sorgen dafür, dass einige Handwerksberufe mehr und mehr an Bedeutung verlieren und nur noch selten praktiziert werden. Manche sind inzwischen auch komplett ausgestorben und nur noch im Museum zu bestaunen.
Quelle/n: arbeitsABC, Wikipedia, planet wissen, SRF
