Brennhafen
Vorgang
Der Brennhafen wird angefeuert und die Maische* in den unteren Teil des Hafens gefüllt. Bei genügender Hitze steigt der Dampf hoch und wird in einem Rohr diagonal durch das Wasserfass geleitet. Durch die Kühlung kondensiert der Dampf und die entstehende Flüssigkeit wird in einem Gefäss ausserhalb des Fasses aufgefangen..
Da Alkohol bereits bei 79 Grad verdampft, Wasser erst bei 100 Grad, entsteht am Anfang des Brennvorganges hochprozentiger Alkohol.
Vorlauf: 80 % Alkohol: enthält Methanol und ist sehr giftig, er kann zur Erblindung oder sogar zum Tod führen.
Mittellauf: 40–60 % Alkohol: enthält Aethanol und ist gut trinkbar.
Nachlauf: 20 % Alkohol: enthält schlecht schmeckende Fuselöle.
*Maische: Früchte, die während mehrerer Wochen ohne Zusätze in einem luftdichten Behälter zur Gärung belassen wurden. Dabei musste das entstehende Kohlendioxid abgeführt werden, ohne dass Luft an die Gärmasse gelangte, z. B. mit einem Gärtrichter.
Geschichtliches
Insbesondere die Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte viel Elend für die Bevölkerung. Tiefe Löhne, unter anderem wegen der Kinderarbeit, ermöglichten kaum ein Überleben für die Arbeiterschaft. Viele Bauern, die früher durch Heimarbeit einigermassen überleben konnten, versanken ebenso in Armut. Immer mehr Menschen suchten deshalb im Alkohol Trost. Mehrere «Schnapswellen» gingen durchs Land und die Begriffe «Schnapsteufel» und «Kartoffelschnapspest» machten die Runde. Männer tranken sich mit billigem «Härdöpfeler» ins Delirium, Frauen war der Schnaps Trostspender und Kinder wurden damit ruhiggestellt.
Die Politik war gezwungen zu reagieren: 1887 wird mit dem ersten Alkoholgesetz und der Brand von Kartoffelschnaps stark eingeschränkt und zudem massiv besteuert.
1930 wurden die Einschränkungen auch auf andere Schnäpse ausgedehnt.
Da Bauern für ihr Vieh Schnaps brauchten, z. B. bei Magenschmerzen, wurde ihnen die Steuer für eine gewisse Menge (entsprechend dem Viehbestand) erlassen; das erklärt, warum fast auf jedem Bauernhof Brennhäfen zu finden sind.
Die Alkoholgesetzgebung und der steigende Wohlstand im 20. Jh. führten dazu, dass der heutige Alkoholverbrauch gegenüber dem 19. Jh. um zwei Drittel zurückgegangen ist.
